Als Familie sind wir selbst von dieser Beeinträchtigung betroffen, haben dieses aber sehr spät, eigentlich zu spät erfahren. Wir waren immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, haben aber keine fachliche Hilfe erfahren, weil Ärzte, Psychologen, Therapeuten anscheinend nicht in der Lage waren, die autistische Beeinträchtigung, Autismus Spektrum Störungen oder das Asperger Syndrom zu erkennen.
Als dieses dann schließlich erkannt wurde, waren wir endlich in der Lage, fachliche, professionelle Hilfe einzufordern, wobei wir die Erfahrung gemacht haben und immer noch machen, dass es für die von einer autistischen Beeinträchtigung betroffenen Menschen und deren unmittelbares Umfeld (Eltern, Geschwister, Lebenspartner, Bekannte) immer noch zu wenig kompetente Ansprechpartner für die Probleme im täglichen Alltag gibt.
Besonders aus diesem Grunde haben wir uns entschlossen, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, um damit ein Angebot zu schaffen, mehr über diese Beeinträchtigung zu erfahren und im Kontakt und Austausch mit ebenfalls betroffenen Menschen zu treten, die eine ähnliche Erfahrung wie wir gemacht haben.
Auch nach zwischenzeitlich zwölf Jahren des Bestehens der Selbsthilfegruppe machen wir leider immer noch die Erfahrung wie wenig und oft „falsche“ Vorstellungen über dieses Beeinträchtigungsbild (Autismus, Autismus-Spektrum-Störungen) in der Öffentlichkeit und erschreckenderweise auch bei den einschlägigen Institutionen (z. B. Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten usw.) welche eigentlich ein fundiertes Wissen über diese Beeinträchtigung haben sollten, vorhanden ist.
Auch scheint bei diesem „Fachpersonal“ die Ansicht vorhanden zu sein, wenn, dann nur alleine über diese Beeinträchtigung Bescheid zu wissen, was immer wieder zu den voreiligen Aussagen führt, wenn ein autistisch beeinträchtigter Mensch einem z. B. in die Augen sehen kann, dieser keine autistische Beeinträchtigung haben kann. Auch tut sich dieses „Fachpersonal“ sehr schwer damit zu akzeptieren das solcherart betroffener Menschen schon mit einem gewissen Vorwissen aus z. B. Fachbüchern, Internet usw. zu ihnen kommen, entsprechende Hilfe erwarten, dann aber vermittelt bekommen nicht das nötige Fachwissen zu haben, mit großem Vorbehalt behandelt oder gar abgewiesen zu werden, statt sich dieses Wissen zunutze zu machen und gemeinsam auf die Möglichkeiten dieser Beeinträchtigung zu schauen.
Aber auch den damit befassten Institutionen wie z. B. Krankenkassen, Krankenhäusern, Ämtern so wie Einrichtungen die Menschen mit „Behinderung“ betreuen, wie z. B. Werkstätten für Behinderte Menschen, Betreutes Wohnen, Schulen usw. ist dieses Beeinträchtigungsbild nicht, oder nicht im ausreichenden Maß bekannt so das eine entsprechende Umgangsweise mit Menschen die von dieser Beeinträchtigung betroffen sind nicht oder nur sehr unzureichend möglich ist.
Auch im täglichen Leben (unserer Gesellschaft, Institutionen, Arbeitgeber) ist diese Beeinträchtigung nur allgemein unter dem Begriff „Autismus“ und der scheinbar gängigen Vorstellung der Filme (z. B. Rain Man, Adam, Ben X) bekannt was dazu führt eine völlig „falsche“ Vorstellung über derart beeinträchtigte Menschen und deren wirkliche Probleme im Alltag zu haben.
Als Folge dieser fehlenden Informationen und Bereitschaft sich mit diesem Beeinträchtigungsbild auseinander zu setzen haben es Menschen mit einer autistischen Beeinträchtigung und deren unmittelbares Umfeld (Eltern, Verwandte, Freunde, Bekannte) sehr schwer an die ihnen zustehenden Hilfen zu gelangen.
Die dafür zuständigen Institutionen des Gesundheitssystems und auch z. B. Kindergarten, Schule, Jugendamt, Krankenkassen, Arge/Jobcenter usw. aus der Unkenntnis, Interessenlosigkeit, Kostengründen heraus eine Auseinandersetzung mit diesen Institutionen notwendig macht die den Betroffenen und all den an der Hilfe beteiligten (Eltern, Verwandten, Freunden, Bekannten) sehr viel Kraft und Ausdauer abverlangt, wertvolle Zeit vergehen lässt, die dem betroffenen Menschen nicht zu Gute kommt, frustriert und allen daran Beteiligten der Verzweiflung nahe bringt.
Trotz dieser sehr unbefriedigenden Erkenntnis halte ich es für sehr wichtig sich weiterhin mit dieser Thematik auseinander zu setzen um für derart betroffene Menschen die Hilfe zu bekommen die diesen, aber auch allen andern beeinträchtigten Menschen, zusteht.
Selbsthilfegruppe Asperger Syndrom
Bernd Lochsted
Mönchengladbach
Internet: www.shg-asperger-syndrom.de
Bernd Lochsted
E-Mail: info@shg-asperger-syndrom.de